Gerüchte brodeln lassen oder sie im Keim ersticken?
Gerüchte brodeln lassen oder sie im Keim ersticken?
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Schon oft liess ich mich dazu hinreissen, Gerüchten zu glauben und sie auch weiter zu verbreiten. Im Stillen kam manchmal sogar ein Hauch von Schadenfreude auf, nachdem ich erfahren hatte, dass eine andere Person tatsächlich fragwürdig gehandelt hatte. Oder ich spürte die Aufregung darüber, etwas über jemanden zu wissen, was sonst (noch) niemand weiss – etwas was auch wirklich unglaublich interessant ist! Ich kenne jedoch auch das Gefühl, plötzlich vor die Tatsache gestellt zu werden, dass Leute über mich getratscht haben und ich fühlte mich blossgestellt und verspottet sobald ich dies erfahren habe.
Gerüchte sind immer emotional. Das macht sie wohl auch so interessant. Gerüchte weiterzuverbreiten, ist aber oft auch ein Spiel mit dem Feuer, da dies meist kein gutes Ende nimmt. Gerüchte zerstören das Vertrauen zueinander. Besonders dann, wenn es sich um Personen handelt, die sich gut kennen. Getreu nach dem Motto: «Irgendwas ist an Gerüchten immer dran!», erhalten sie immer wieder Auftrieb und beleben unsere Fantasie. Doch warum sind Gerüchte eigentlich so spannend? Erinnert ihr euch noch an das Gefühl, das sich einstellte, als euch ein Gerücht zu Ohren kam? Etwas zu wissen, dass sonst niemand weiss, ist enorm spannend und aufregend. Mit diesem «geheimen» Wissen läuft man aber auch Gefahr, dem Betroffenen Unrecht zu tun. Es ist gefährlich, Gerüchte zu kennen. Noch gefährlicher ist es, diese weiterzuverbreiten und dabei aufzufliegen. Also, lasst es ungeachtet der ganzen Spannung und Aufregung am besten einfach sein!
Genauso aufregend wäre es nämlich, die Gerüchteküche etwas aufzumischen und dabei zu fragen, warum jemand etwas über eine andere Person zu wissen glaubt. Wieso erzählt eine Drittperson persönliche Details vom Leben eines anderen weiter und welchen Nutzen hat diese davon? Gesteigertes Machtgefühl, erhöhter Geltungsdrang, mehr Anerkennung…? Das Bedürfnis nach diesen eben genannten Gefühlen ist nicht per se schlecht. Diese Gefühle dürfen aber nicht auf Kosten anderer erlangt werden. Man darf niemals vergessen, dass die Betroffenen durch die Verbreitung von Gerüchten schliesslich als Verlierer dastehen. Sie werden blossgestellt! Ist das eigene Wohlbefinden so viel (mehr) Wert, dass ein anderer Mensch – auch wenn er noch nichts von Gerede hinter seinem Rücken weiss – darunter leiden muss? Denkt man darüber nach, erhalten Gerüchte und deren Verbreitung einen sehr fahlen Beigeschmack.
Wenn einer Person Anerkennung und Selbstbewusstsein wichtig sind, gibt es andere und viel bessere Wege, Bestätigung zu erlangen. Wie wäre es etwa, wenn man stets offen und ehrlich handelt, wenn man sich nichts aus Halbwahrheiten macht und daraus keinen Profit zieht? Ideal wäre, die von einem Gerücht betroffenen Menschen offen zu fragen, was am Gerede der anderen wirklich dran ist. Ich bin mir sicher, dass ein solches Verhalten viel mehr von Respekt und Anerkennung begleitet wird und dies das eigene Selbstbewusstsein stärkt.
Wenn euch also zukünftig ein Gerücht über eine andere Person zu Ohren kommt, denkt zunächst kurz darüber nach, was ihr damit macht! Welche Entscheidung ihr sodann trefft, bleibt schlussendlich euch selbst überlassen.
Links zum Thema:
- Gerüchte: Klatsch, Tratsch und üble Nachrede
- Wehren Sie sich in 4 Schritten gegen Gerüchte
- Neues aus der Gerüchteküche