Man kann nicht nicht kommunizieren

Man kann nicht nicht kommunizieren
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Man kann nicht nicht kommunizieren
Diese Aussage «man kann nicht nicht kommunizieren» stammt vom Kommunikationsexperten Paul Watzlawick. In der Kommunikations-Theorie ist dies seit Ende der sechziger Jahre eine sehr präsente Theorie, über die schon etliche Bücher und Abhandlungen geschrieben wurden. Auch dieser Grundsatz an sich wird in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder zitiert. Dies ist also eine recht alte Aussage und doch ist sie seit eh und je immer noch wahr!
Es geht bei dieser Theorie darum, dass wir mit unserer Gestik und Mimik Botschaften an unsere Umgebung senden, auch wenn wir kein Wort sprechen. Wenn wir uns die heutige Welt anschauen, können wir also mehr denn je nicht nicht kommunizieren. Denn wir haben viele zusätzliche Kommunikationsplattformen hinzubekommen.
Unsere Kommunikation ist so viel mehr als das, was wir einander sagen, was wir hören oder was wir über die Körpersprache beobachten können. Und durch den technologischen Fortschritt haben wir auch immer mehr Kanäle, über die wir kommunizieren. Wir «sprechen» miteinander nicht nur über Chats bei Text- oder Sprachnachrichten, sondern auch über die sozialen Medien. Auch wenn es den Anschein hat, als dass wir länger je weniger miteinander sprechen, ist es doch so, dass wir all diese Kanäle nutzen, um zu kommunizieren. Wir zeigen anhand von Fotos, Sprüchen, kurzen Texten oder anderen Beiträgen, die wir teilen, wo wir sind und wie es uns geht. Wir zeigen damit was uns wichtig ist und was uns gerade beschäftigt. Mittels unserer Profilbilder bei den verschiedenen Apps zeigen wir, wie wir aussehen, was gerade aktuell in unserem Leben passiert, mit wem wir zusammen sind und was wir als wichtig erachten. Auch hier gilt, wer sein Profilbild oft oder gar nicht wechselt, kommuniziert gleichermassen. Denn auch hier kann nicht nicht kommuniziert werden.
Was sagt ihr dazu? Könnt ihr meiner Meinung beipflichten oder ist euch das zu allgemein gehalten?
Lasst und noch einen Schritt weiter gehen. Wie oft ist es so, dass Beiträge und Fotos nicht (nur) zur Information dienen, sondern, dass wir damit aktiv kommunizieren? Wir geben zum Beispiel preis, wo wir in den Ferien sind oder am Wochenende waren und warten gespannt darauf, wie viele «Likes» und «Kommentare» wir für unseren Schnappschuss erhalten. Dabei ist es uns wichtig, von wem diese «Likes» kommen, wer diesen Beitrag sieht und kommentiert. Vielleicht habt ihr auch schon festgestellt, dass es zum Beispiel Leute gibt, mit denen ihr keinen Kontakt habt oder mit denen ihr sogar im Streit lebt, die regelmässig eure Nachrichten und Fotos anschauen. Meist sind sie es sogar, die als Erste die aktuellen Beiträge entdecken… Was bedeutet das? Interessiert sie, was wir unserer Umgebung mitteilen oder klicken sie zufällig auf unseren «Post»? Wieso registrieren wir überhaupt, wann und wie oft diese Leute unsere Beiträge angeschaut haben? Wissen wir denn, ob und wann andere Leute (mit denen wir uns nicht auseinandergelebt haben) diese Beiträge sehen? Gehen wir sogar soweit, absichtlich Botschaften zu teilen, um eben diese, für uns relevanten Personen aus der Reserve zu locken? So oder so zeigt dies auf, dass wir eben doch kommunizieren. Auch wenn manchmal unsere Kommunikation vermeintlich unscheinbar und ganz nebenbei erscheint, obwohl sie eigentlich sehr aktiv und bewusst überlegt wurde.
Es ist ein Bedürfnis aller Menschen sozialen Austausch zu pflegen. Seit eh und je machen wir das über alle Kanäle, die uns zur Verfügung stehen. Auch in der heutigen Zeit, in der scheinbar niemand mehr miteinander spricht und man sich scheinbar nur noch mit sich selbst abgibt und innerhalb seiner «eigenen Welt» lebt. Genau in dieser Zeit, sollten wir uns bewusst sein, dass unsere Bedürfnisse sich nicht verändert haben. Wir wollen kommunizieren und dazugehören. Wir brauchen einander und wir sind abhängig von anderen Menschen. Dessen sollten wir uns stets bewusst sein. Dies hilft uns vielleicht, wieder vermehrt auf herkömmliche Weise nach anderen Meinungen zu fragen. Oder wir können Anerkennung für unsere Erfolge oder auch für schöne Fotos ebenso in einem persönlichen Gespräch erhalten. Wir können Leuten unsere Gefühle mitteilen, indem wir uns persönlich treffen und so direkt einen Rat oder eine Meinung dazu einholen.
Vielleicht können uns die zusätzlichen Kommunikationsmöglichkeiten über diverse soziale Medien zeigen, was wir brauchen.
Uns stehen mehr Kanäle denn je zur Kommunikation zur Verfügung. Achten wir also darauf, den jeweils richtigen Kanal zu nutzen, damit wir nicht plötzlich alle aneinander vorbei kommunizieren.
Links zum Thema:
- Die 5 Axiome von Paul Watzlawick
- Man kann nicht nicht kommunizieren – Reloaded
- Man kann nicht nicht kommunizieren – das gilt erst recht für soziale Medien
- Wie Social Media unsere Kommunikation beeinflusst